Was funktioniert eigentlich eine Biogasanlage und was wird dort aus tierischen Wertstoffen produziert? Im Sommer haben wir unsere Mitglieder zu einer Betriebsbesichtigung bei Biogas Wipptal (biwi) eingeladen. Dabei lernten wir ein innovatives Vorzeigeunternehmen kennen, das auch für andere Südtiroler Täler ein interessantes Entwicklungs- und Erfolgsmodell sein könnte.
Die Biogas Wipptal GmbH in Pfitsch (heute mit dem Markennamen biwi – Landwirtschaft fürs Klima) wurde 2008 gegründet. Damit wollte man im Wipptal, mit seiner intensiven milchproduzierenden Viehwirtschaft, einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Biogasanlagen verarbeiten Mist und Gülle mit einem Gärverfahren zu Dünger. Biwi unterscheidet sich von herkömmlichen Biogasbetreiben und reinigt den extrahierten Wasseranteil der vergorenen Gülle mit einem einzigartigen System der Umkehrosmose, bis das gesäuberte Wasser (50 Millionen Liter pro Jahr) schadstofffrei dem örtlichen Bach zugeführt werden kann. Die in den vergangenen Jahren aufwändig umgebaute Anlage kann aber noch viel mehr.
Dazu einige Fakten: In einem hochmodernen Upgrade-System verarbeitet biwi heute 150.000 Tonnen Rindermist und Rindergülle zu „grünem“ Bio-LNG, das als Treibstoff im Schwerverkehr eingesetzt werden kann (für 16 Millionen CO2-neutrale Kilometer pro Jahr) organischem Biodünger (für ein Drittel der Südtiroler Obstanbaufläche pro Jahr) und biogener Kohlensäure (für eine Milliarde Liter Mineralwasser pro Jahr). Mit der kompletten Verwertung aller angelieferten Stoffe entsteht eine regionale Kreislaufwirtschaft, die auch einen großen Beitrag zum Umweltschutz leistet. „Veredeltes Biogas‘“ könnte in Südtirol – vor allem im Hinblick auf den Klimaschutz – durchaus eine wichtige Rolle spielen. Die von biwi betriebene Biogasanlage im Wipptal bezieht Mist und Gülle von Milchbauern, die aber „nur‘“ für etwa zehn Prozent der Südtiroler Milchproduktion verantwortlich sind. Das heißt im Umkehrschluss, dass in unserem Land noch das 9-fache Potential an Biogas vorhanden ist. Zudem gibt es weiteres Potential in Mülldeponien und Kläranlagen. Das dort erzeugte Biogas könnte – als Bio-Methan – fossiles Erdgas ersetzen.