Viele erfolgreiche Energiegenossenschaften haben – oftmals am eigenen Küchentisch – ganz klein angefangen. Auch beim Schutz der Weltmeere können „kleine“ Initiativen Großes bewirken. Ein Beispiel dafür ist die vor 20 Jahren vom Meeresbiologen Alasdair Harris gegründete Nichtregierungsorganisation Blue Ventures. Im ostafrikanischen Inselstaat Madagaskar überzeugte Harris lokale Fischergemeinden davon, die Fischbestände vor ihrer Küste zu schonen. Seitdem verzichten die Fischerfamilien in den Monaten Februar und April auf den Fang – und forsten zudem verlorene Mangrovenwälder wieder auf. Diese Bäume schützen nicht nur die Küstenregion, sondern sind Weltmeister, wenn es darum geht, das Treibhausgas CO2 in großen Mengen aus der Atmosphäre zu filtern. „Blue Ventures“ ist eine Meeresschutzorganisation, bei der Menschen im Mittelpunkt stehen. „Wir unterstützen Küstenfischer in abgelegenen und ländlichen Gemeinden bei der Wiederherstellung der Fischerei, bei der Wiederherstellung des Lebens im Meer und bei der Schaffung dauerhafter Wege zum Wohlstand“, sagt Harris, der mit Blue Ventures auf Madagaskar 238 Gemeinden berät und inzwischen auch in 14 weiteren Ländern tätig ist. Ein nachhaltiger und ertragreicher Fischfang ist also möglich: In der Schonzeit pflanzen die Fischer in Madagaskar Seegurken an. Danach liefern die regenerierten Fischbestände deutlich bessere Erträge als vor den Schutzmaßnahmen. Heute sind auf der Insel 20 Prozent der Küstenlandschaft lokal verwaltete Schutzzonen und die Regierung hat sogar die Schleppnetzfischerei in Küstennähe verboten.
Ein anderes Beispiel für eine nachhaltige und effiziente Nutzung der Meere ist ein Forschungsprojekt im Offshore-Windpark Dan Tysk vor der deutschen Nordseeinsel Sylt. Insgesamt 80 Windenergieanlagen erzeugen dort mit einer Gesamtleistung von 288 Megawatt regenerativen Strom für bis zu 400.000 Haushalte. Dort testen die Fischereibiologin Eva Strothotte und der Meeresbiologe Tim Staufenberger, ob Unterwasserfarmen und Offshore-Windkraftanlagen vereinbar sind. Zwischen den auf dem Meeresboden verankerten Rotoren sollen in Zukunft – in der gesamten Nordseeregion – Makroalgen gezüchtet und geerntet werden. Makroalgen können in der Arzneimittelproduktion und in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden sowie Erdöl-basiertes Plastik langfristig ersetzen.
Dass ein artenreiches Ökosystem in der Tiefsee vor der israelischen Küste Methangas besser binden kann als menschliche Technik fand der Geophysiker Yizaq Makovski heraus. Im 1.200 Meter tiefen Palmachim-Graben tritt aus unterirdischen Quellen Methan aus und die dort angesiedelten Lebewesen wirken wie wirksame Biofilter. 2022 wurden 450 Quadratkilometer dieser einzigartigen Unterwasserregion von der israelischen Regierung unter Schutz gestellt.
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