Kann der Import fossiler Brennstoffe aus Russland durch andere Liederanten oder – was sicher noch besser wäre – durch erneuerbare Energien ersetzt werden? Sicher ist: Die Erlöse aus dem Verkauf von fossilem Gas und Erdöl tragen wesentlich zur Finanzierung des Krieges bei. Weil Länder wie Deutschland, Österreich und Ungarn heute erhebliche Teile ihres Energiebedarfs über Lieferungen aus Russland decken, geben die EU-Staaten nach Schätzungen der Brüsseler Denkfabrik Bruegel zurzeit täglich etwa 380 Millionen Euro (!) für russisches Gas aus und knapp 362 Millionen Euro (!) für Öl aus Russland. Dieses Geld fließt indirekt auch die Kriegskasse. So gehören sowohl der größte russische Erdölkonzern Rosneft wie auch der größte Gasexporteur Gazprom mehrheitlich dem russischen Staat. Fossile Energie schafft gefährliche Abhängigkeiten: Die 27 EU-Staaten kaufen heute 40 Prozent ihrer Gasimporte, 27 Prozent ihrer Erdölimporte und 46 Prozent ihre Kohleimporte in Russland ein.
Beschleunigt Vladimir Putin die europäische „Energiewende“? Die Europäische Kommission hat am 8. März Vorschläge vorgelegt, um die Abhängigkeit der EU von russischem Gas bis Ende 2022 zu reduzieren. Zudem wolle man „deutlich vor 2030″ von allen russischen fossilen Brennstoffen unabhängig zu werden. Übrigens: Auch die weltweiten Uranvorräte sind begrenzt. Beim heutigen Uranbedarf in Kernkraftwerken und bei den für die Förderung heute veranschlagten Preis reichen die Vorkommen laut OECD-Daten nur noch knapp 20 Jahre.
Das Fazit: Eine langfristige Unabhängigkeit, und ein Ende des täglichen Milliardentransfers an Produzenten in Russland, in Nordafrika oder auf der arabischen Halbinsel sind nur mit dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien in Europa selbst möglich. Damit würde sich der Wunsch nach einer, mit eigenen Ressourcen gewährleisteten, Versorgungssicherheit mit der Erreichung aktueller Klimaschutzziele verbinden. Und: Sonne, Wind und Wasser sind sicher billiger als russisches Erdgas oder Atomenergie. Man muss sie nur nutzen.