Mit gutem Beispiel voran: Energie Villnöss

1921 wird in Villnöß – auf Initiative von drei Bauern, einem Handwerker und einem Schmied – die Elektrizitätsgesellschaft St. Magdalena gegründet um „für ihre Mitglieder elektrische Energie für Beleuchtung und Kraftbetrieb zu erzeugen und zu verwerten, um damit die Volkswirtschaft zu heben und das materielle Wohl ihrer Mitglieder durch Anlagen von Sägen, Mühlen, Werkstätten für Holz und andere Industrien zu fördern.“

Die Genossenschaft, die heute Energie Villnöß heißt , erhält ein Darlehen vom „Kirchlichen Fonds zur Errichtung eines Priesterbenefiziums in St. Madgalena in Villnöß“ und errichtet mit dem Geld ihr erstes eigenes E-Werk, das 1922 ans Netz geht. Menschen organisieren ihre Energieversorgung, weil Energieunternehmen kein Interesse daran haben, abgelegene Berggebiete mit Strom zu beliefern.

Ein Jahrhundert später geschieht in zahlreichen europäischen Ländern etwas Vergleichbares: Bürgerinnen und Bürger verzichten auf Kohle, Erdöl. Atomstrom oder Erdgas und erzeugen und verteilen in dezentralen Anlagen erneuerbare Energie. Dabei entstehen in der geographischen Peripherie – wie vor 100 Jahren in Südtirol – zahlreiche interessante nachhaltige und innovative Projekte.

Ein Fallbeispiel für diesen europaweiten Trend sind auch die genossenschaftlichen Elektrizitätswerke Schönau im Schwarzwald, die Energie Villnöß in ihrem Energiewende-Magazin portraitieren. Hier ist der Link zum Nachlesen – es lohnt sich!

Im Interview: unser Mitglied Alma & Friedl

Was hat dich zur Idee des Barfuß-Schuhladens bewegt? 
Vor einem dreiviertel Jahr war ich eine zeitlang auf der Suche nach etwas, dass ich zusätzlich zum Mama sein machen kann. Und plötzlich kam die Idee: Barfussschuhe. Ich war es leid die Schuhe für meine Familie online zu kaufen. In Südtirol gab es keinen Ort um Barfussschuhe verschiedener Hersteller mit einer guten fachkundigen Beratung zu probieren und direkt zu kaufen. Dann war schnell klar, die Idee ist gut und ich habe Bock auf Veränderung und Neues. 

Der Name Alma & Friedl – woher kommt die Idee?
Ich liebe Namen, schon immer. Ich habe zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen, ein bisschen steht der Name auch für sie. 
Alma & Friedl klingt warm und ein bisschen nach Zuhause. Genau das soll mein Laden sein. Wenn KundInnen hier reinkommen, vor allem Kinder, höre ich oft: Ma isches do fein, foscht wia drhuam. 

Was tust du für die Umwelt?
Ich glaube Dinge, die jetzt viele tun. Nichts Besonderes, aber doch viele Kleinigkeiten, die in Summe einiges ausmachen. Plastik sparen/vermeiden, regional und biologisch einkaufen, schadstoffbelastete Dinge vermeiden, Secondhand und Fair Fashion, reparieren oder upcycling statt wegwerfen. Aber ich möchte es nicht an die große Glocke hängen. Ich mache diese Dinge und einiges mehr, weil es für mich einfach logisch und normal ist. Ich informiere mich, lerne ständig dazu und handle dann. 

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich persönlich und in deinem Geschäftsmodell?
Für mich stand fest, wenn ich das mache, dann nur mit einem so kleinen ökologischen Fußabdruck, wie möglich. Alle Schuhe im Laden sind in Europa produziert und allen Herstellern ist eine nachhaltige Produktion wichtig. Für die Einrichtung habe ich nur Dinge benutzt, die entweder schon da sind, wie zum Beispiel die alten Schubladenregale oder nachwachsende Materialien wie Holz oder 100% Schurwolle für den Teppich. Super wichtig war mir auch im Bereich Finanzen und Strom ökologisch, nachhaltig, sozial und ethisch zu sein. Ich hab ein ethisches Bankkonto bei der Banca Etica und 100% erneuerbare Energie von euch. 

Warum hast du dich für Ötzi Strom entschieden und (warum) würdest du uns weiterempfehlen?
Privat sind wir als Familie auch Mitglied von Ötzi Strom. Deshalb stand sofort klar, dass auch die Lichter im  Laden mit Ötzi Strom leuchten sollen. Ich kann mir zu 100% sicher sein, dass der Strom nachhaltig produziert ist. Für mich das wohl wichtigste Argument. 

So beschreibe ich Ötzi Strom: EINFACH, TRANSPARENT, GENOSSENSCHAFTLICH, DEMOKRATISCH
Ich kann euch empfehlen weil, wie ihr selbst so schön sagt, Ötzi Strom eine Gemeinschaft ist, die Werten verpflichtet ist und Werte schafft.

Für weitere Informationen und um Alma & Friedl in den Sozialen Medien zu folgen:


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Textilindustrie: Kreislaufwirtschaft statt „FAST-FASHION“

Am 1. Juni 2023 stimmten die Abgeordneten des Europäischen Parlaments mehrheitlich Vorschlägen für strengere EU-Maßnahmen zur Eindämmung der übermäßigen Produktion von Fast-fashion-Textilien zu.

In dem Beschluss des Parlaments wird gefordert, dass die Menschen-, Sozial- und Arbeitsrechte sowie der Umwelt- und Tierschutz bei der Produktion von Kleidung in der gesamten Lieferkette beachtet werden müssen. „Die Europäische Union muss die Hersteller und großen Modeunternehmen gesetzlich verpflichten, nachhaltiger zu arbeiten. Die Menschen und der Planet sind wichtiger als die Gewinne der Textilindustrie“, erklärte Delara Burkhardt. Sie ist Berichterstatterin über die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien. Und: „Die Verbraucher allein können den globalen Textilsektor nicht durch ihre Kaufgewohnheiten reformieren. Wenn wir dem Markt erlauben, sich selbst zu regulieren, öffnen wir die Tür für ein Fast-Fashion-Modell, das die Menschen und die Ressourcen des Planeten ausbeutet“. Daher müsse die EU Textil-Hersteller und Textil-Verkäufer gesetzlich verpflichten, nachhaltiger zu arbeiten.

Im Rahmen des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft stellte die EU-Kommission schon im März 2022 eine neue Strategie vor. Damit sollen Textilien haltbarer, reparierbarer, wieder verwendbar und recycelbar werden. Auch will man gegen „Fast Fashion“ vorgehen und Innovationen fördern. Die neue Strategie umfasst neue Ökodesign – Anforderungen für Textilien und verständlichere Informationen. Zudem wird ein digitaler Produktpass gefordert. Die Unternehmen werden klar aufgefordert Verantwortung zu übernehmen und eigenständig Maßnahmen zu ergreifen, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Für diese Maßnahmen gibt es viele Gründe. Schätzungen zufolge wurden in der weltweiten Textil- und Bekleidungsindustrie 2015 zirka 79 Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht. Im Gegensatz hat die gesamte Wirtschaft der EU im Jahr 2017 266 Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht. Es benötigt schätzungsweise 2.700 Liter Süßwasser für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts. Dies ist soviel wie die Menge, die eine Person in 2,5 Jahren trinkt. Der Textilsektor war im Jahr 2020 die drittgrößte Ursache für Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch.

Ebenfalls 2020 wurden im Durchschnitt neun Kubikmeter Wasser, 400 Quadratmeter Land und 391 Kilogramm Rohstoffe benötigt, um Kleidung und Schuhe für jeden EU-Bürger herzustellen. Das Wasser wird durch die Färbung und Veredelung von Textilien im Rahmen der Herstellung verschmutz. Zirka 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung kommt aus der Textilherstellung. Etwa 35 Prozent des primären Mikroplastiks, das in die Umwelt gelangt, hat seinen Ursprung im Waschen von synthetischen Textilien. Bei einer einzigen Wäsche von Polyesterkleidung können 700.000 Mikroplastikfasern freigesetzt werden, die dann in die Nahrungskette gelangen können. Das Waschen synthetischer Produkte hat dazu geführt, dass sich bereits mehr als 14 Millionen Tonnen Mikroplastik auf dem Grund der Ozeane angesammelt haben.

Klimakonferenz COP28: der Bock als Gärtner?

Wird die nächste weltweite Klimakonferenz vom Chef eines mächtigen Ölkonzerns geleitet?

Was auf den ersten Blick wie ein schlechter Witz klingt, könnte wirklich stattfinden. Sultan Ahmed al-Dschaber, ist der designierte Präsident der COP28 im kommenden November. Er ist aber auch Industrieminister des Gastgeberlandes Vereinigte Arabische Emirate (VAE) und zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc. „Wir fordern Sie dringend auf, sich dafür einzusetzen, dass die Vereinigten Arabischen Emirate auf die Nominierung von Sultan al-Jaber verzichten“, war die Forderung. Diese kam von über 130 Abgeordnete des amerikanischen Kongresses und des Europäischen Parlaments in einem Protestbrief. Damit brachten sie ihre „tiefe Besorgnis“ zum Ausdruck. Das Schreiben war am 23. Mai an US-Präsident Joe Biden, an die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen und an UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Auch erhielt Simon Stiell, der Exekutivsekretär für Klimaschutz der Vereinten Nationen, dieses Schreiben.

In dem Brief fordern die Abgeordneten zudem, „den Einfluss umweltverschmutzender Industrien“ auf die Klimakonferenz einzuschränken. Beim jüngsten Klimagipfel in Ägypten warben nach Angaben von Umweltschützern mehr als 600 Lobbyisten für die fossilen Energieträger Öl, Gas und Kohle.

Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den zehn größten Ölproduzenten der Welt und wollen trotz Klimakrise ihre klimaschädliche Öl-und Gas-Produktion noch weiter ausbauen. Allein im zweiten Halbjahr 2022 nahm Adnoc acht neue Bohrinseln in Betrieb. Am 7. Juni enthüllte die britische Tageszeitung „The Guardian“, dass Adnoc den E-Mail-Verkehr des Büros des Cop28-Klimagipfels mitlesen konnte. Das Cop28-Büro hatte zuvor behauptet, sein E-Mail-System sei „eigenständig“. Eine technische Analyse ergab jedoch, dass die COP28-Verwaltung E-Mail-Server mit Adnoc gemeinsam nutzte. Als Reaktion auf die Recherchen des „Guardian“ wechselte das Cop28-Büro inzwischen auf einen anderen Server.

Die französische EU-Abgeordnete Manon Aubry erklärte dazu: „Das ist ein Skandal. Ein Öl- und Gasunternehmen ist in das Zentrum der Organisation vorgedrungen, die für die Koordinierung des Ausstiegs aus Öl und Gas zuständig ist. Das ist so, als ob ein großer Tabakkonzern die Kommunikation der Weltgesundheitsorganisation beaufsichtigen würde.“

Innovation: schwimmende Photovoltaik-Kraftwerke

Der Sektor der erneuerbaren Energien in Italien boomt mit Photovoltaik.

Trotz der schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen planten italienische Energiebetriebe 2022 Investitionen in der Höhe von 41 Milliarden Euro für neue „grüne“ Produktionsanlagen mit einer Gesamtleistung von 38,9 Gigawatt (GW). Die Anzahl der Investitionsprojekte hat sich damit im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppelt. Dies geht aus dem  Jahresbericht 2023 des Energie-Think Tanks Irex hervor.

Absoluter Spitzenreiter ist 2022 die Agrofotovoltaik, die mit 390 Projekten und einem Investitionsumfang von 12 Milliarden Euro einen Anteil von 41 Prozent (!) an allen Investitionsvorhaben im Bereich der erneuerbaren Energien erreicht. Auf dem zweiten Platz liegen Photovoltaik-Kraftwerke auf Dächern und nicht von der Landwirtschaft genutzten Fächen mit 35,1 Prozent aller 2022 geplanten Investitionen. Es folgen die Onshore-Windkraft (19,4 Prozent), die Biomasse (1,5 Prozent), Energie-Speichersysteme (ein Prozent), die Wasserkraft (ein Prozent) und die Geothermie (0,5 Prozent). Der Senat hat jetzt einen wichtigen Schritt gesetzt, um eine weitere Variante der PV-Technik zu fördern.

So erleichterte man das Genehmigungsverfahren für den Bau schwimmender PV-Anlagen im so genannten „Decreto Siccità“. Im Einzelnen betrifft diese Maßnahme PV-Anlagen, die auf Stauseen, Tagebauseen, natürlichen Seen oder über Bewässerungskanälen installiert sind.

Als „schwimmende Photovoltaik“ werden Photovoltaik-Kraftwerke auf Gewässern bezeichnet, deren Module auf Schwimmkörpern montiert sind. Verankert ist die Anlage dabei am Ufer oder am Gewässergrund. Aufgrund der natürlichen Modulkühlung durch das Wasser arbeiten die „Floating Photovoltaics“ deutlich effizienter als konventionelle Freiflächenanlagen. Die größte dieser innovativen Anlagen in Europa befindet sich in den Niederlanden mit einer installierten Leistung von 27,4 Megawatt Peak (MWp). Dieses Kraftwerk kann 4.000 Haushalte mit Strom versorgen. Die Technologie auch auf dem offenen Meer oder an den Küsten eingesetzt werden.

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Integration auf Abdeckfolien von landwirtschaftlichen Wasserspeichern oder Fischfarmen. In Zypern wurde 2018 die weltweit erste schwimmende Solarfolie auf einem 6.500 Quadratmeter großen und 4,50 Meter tiefen Wasserreservoir installiert. Dieses Solarkraftwerk reduziert die Wasserverdunstung und erzeugt gleichzeitig den Strom für die Pumpanlagen und das Potential ist groß. In einer Studie der World Bank Group wurde allein für Europa ein Potenzial von 20 GW Peak ermittelt. Dies bei nur ein Prozentiger Nutzung der Fläche künstlicher Süßwasserreservoirs als PV-Standort.

Die gute Nachricht: das Wachstum der erneuerbaren Energien

Die internationale Energieagentur IEA geht in ihrem Renewable Energy Market Update 2023 davon aus, dass der weltweite Zubau von Strom aus erneuerbaren Energien in diesem Jahr um ein Drittel (!) ansteigen wird. Für das Jahr 2024 prognostiziert die Studie einen Anstieg der Gesamtkapazität der erneuerbaren Energien weltweit auf 4.500 Gigawatt. Dies entspricht der gesamten Stromerzeugung Chinas und der USA zusammen. Dabei wird China laut der IEA-Prognose seine Führungsposition halten. 2023 und 2024 wollen sie fast 55 Prozent des weltweiten Zubaus an erneuerbarer Energiekapazität im eigenen Land realisieren.

Ganz vorne liegt – wie auch in Südtirol und im restlichen Italien – die Photovoltaik. Laut Renewable Energy Market Update 2023 wird der Zubau von PV-Anlagen zwei Drittel des diesjährigen Anstiegs der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien ausmachen. Bis 2024 soll die Zahl weiter wachsen. Der Ausbau von PV-Großanlagen wird von einem Wachstum kleinerer Systeme begleitet. Höhere Strompreise fördern ein schnelleres Wachstum von PV-Dachanlagen, die es Haushalten und Unternehmen ermöglichen, ihre Energierechnungen zu senken. Gleichzeitig erwartet man sich, dass sich die Herstellungskapazität für alle PV-Produktionssegmente bis 2024 mehr als verdoppeln wird. Allen Voran steht China, dann eine zunehmende Diversifizierung des Angebots in den Vereinigten Staaten, Indien und Europa.

Ausgehend von diesen Trends wird die Welt im Jahr 2030 über genügend PV-Produktionskapazitäten verfügen, um die im IEA-Szenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ vorgesehene jährliche Nachfrage zu decken. Die Prognose für das Wachstum der erneuerbarer Energien in Europa wurde gegenüber der Zeit vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine um 40 Prozent nach oben korrigiert. Durch die neu installierte PV- und Windkraftkapazität hat man in der EU im Zeitraum 2021-2023 schätzungsweise 100 Milliarden Euro gespart. Dem IEA-Bericht zufolge wären die Großhandelspreise für Strom in Europa im Jahr 2022 ohne die zusätzlichen Kapazitäten für erneuerbare Energien um acht Prozent (!) höher gewesen.

Die Internationale Energieagentur IEA wurde 1974 als unabhängige Einrichtung innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gegründet. Ursprünglich sollte die IEA – als Reaktion auf die erste Ölkrise – eine störungsfreie Ölversorgung gewährleisten. Heute ist die IEA in nahezu allen Energiepolitikbereichen aktiv. Dabei liegt der Fokus zunehmend auf der Erreichung einer Treibhausgasneutralität bis 2050.

Mit gutem Beispiel voran: Das E-Werk Prad

In Prad am Stilfserjoch beginnt die „Energiewende“ schon 1923. Fünf Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nehmen sechs Bürger in Prad am Stilfserjoch die Versorgung ihres Dorfes mit Energie in die eigene Hand. Dazu bauen sie für 375.000 Lire – dem damaligen Preis für 300 Kühe – am Tschirnbach ein Wasserkraftwerk. Dieses erzeugte 1925 den ersten Strom.

Aus dem privaten Unternehmen wird 1926 eine Genossenschaft mit damals 47 Mitgliedern. Seitdem ist die Energie-Werk-Prad Genossenschaft (EWP, 1.490 Mitglieder) bemüht, die eigene Gemeinde mit eigenständig erzeugter erneuerbarer Energie zu fairen Preisen zu versorgen. Heute wird der Strom in Prad vorwiegend in vier eigenen Wasserkraftwerken, einer PV-Anlage und mit vier Kraftwärmekoppelungsmodulen erzeugt. Über das eigene Leitungsnetz gelangt die genossenschaftliche elektrische Energie zu 2.145 Stromanschlüssen. Zwei von der E-Werk-Genossenschaft geführte Heizwerke beliefern über ein 28 Kilometer langes Leitungsnetz 595 Übergabestationen mit nachhaltiger Wärme.

Von 1980 bis zu seinem Tod im Jahr 2018 leitet der legendäre Obmann Georg Wunderer die E-Werk-Genossenschaft. Er macht aus diesem lokalen Non-Profit-Betrieb einen effizienten und innovativen Energieversorger. Diesen beachten Italien und Europa und gilt auch international als „Musterbetrieb“. Ein Beispiel: 2013 legt die Umweltorganisation Legambiente ihren 8. Bericht über die Nutzung erneuerbarer Energieträger in italienischen Gemeinden vor. Dabei zeichnet sie – wieder einmal – die Arbeit des kleinen E-Werks in der Südtiroler Peripherie als „beispielhaft“ aus. Georg Wunderers energiepolitische Position lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen:

Energie gehört zur Grundversorgung für alle und muss daher den Menschen dienen und nicht der Kapitalvermehrung. Diese Haltung erklärt, warum sich Georg Wunderer in Südtirol mit Beharrlichkeit, Besonnenheit und großem Optimismus für eine periphere Energiewirtschaft eingesetzt hat. Hier sind nicht landesfremde Unternehmen oder fremde Landesunternehmen die einzigen Entscheidungsträger, sondern die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst.

Im Frühjahr 2020 wird das E-Werk in Prad zu einem wichtigen Innovationsstandort. Die vom Staatsbetrieb GSE (Gestore servizi energetici) kontrollierte Forschungseinrichtung RSE (Ricerca sul Sistema Energetico) untersucht vor Ort, ob die E-Werk-Genossenschaft in Prad ihre Mitglieder als „Energieinsel“ oder Energiegemeinschaft autonom mit Strom zu versorgen kann. Dabei stehen technische Innovationen wie digitale Steuerungssysteme und effizienten Energiespeicher ebenso auf dem Prüfstand wie eine Kosten-Nutzen-Analyse und die administrativ-rechtlichen Voraussetzungen. Die Ergebnisse dieser Projektstudie werden später zu einer wichtigen Grundlage für die Regelung von Energiegemeinschaften in Italien.

Genossenschaftliche GENDER-Gleichheit: Das Beispiel GOIENER

Die 2012 gegründete Energiegenossenschaft Goiener versorgt im südlichen Baskenland (Spanien) 20.000 Haushalte mit grünem Strom. Ein Streikaufruf zum Internationalen Frauentag führte unter den Mitgliedern zu einer Debatte über die Gender-Gleichheit – auch im eigenen Betrieb. „Wir mussten entscheiden, wie wir mit diesem Streik umgehen. Einige von uns fragten sich: Warum sollten wir heute streiken, wenn wir den Rest des Jahres nicht über Genderfragen nachdenken? Wir einigten uns dann darauf, am 8. März zu streiken und zu demonstrieren, wollten aber auch danach an Gender-Themen arbeiten“, erzählt die Präsidentin von Goiener Erika Martínez. Zur innerbetrieblichen Gender-Arbeit gehörten Initiativen für die Gleichstellung der Geschlechter. So etwa die Verwendung einer geschlechtsneutralen Sprache oder eine ausgewogene Präsenz von Frauen und Männern in der Medienberichterstattung über die Arbeit der Genossenschaft und bei öffentlichen Veranstaltungen. Der nächste Schritt war dann die Entwicklung eines Gleichstellungsplans.

Auch in Energiegenossenschaften gibt es ein geschlechtsspezifisches Gefälle in Bezug auf die aktive Beteiligung von Frauen. Dies gilt in der Organisation, der Sichtbarkeit und der Vertretung in wichtigen Führungspositionen. Zudem haben Energiegemeinschaften oft Schwierigkeiten, weibliche Mitglieder zu gewinnen, insbesondere benachteiligte Frauen. Eine demographische Analyse von 13 Windenergiegemeinschaften in Deutschland hat etwa ergeben, dass deren Mitglieder zu 80 Prozent ältere Männer mit überdurchschnittlich hohem Bildungsniveau sind.
Die Erstellung eines Gleichstellungsplans erfordert eine Situationsdiagnose, die Festlegung von Maßnahmen zur Behebung der festgestellten Probleme und die Weiterverfolgung der im Plan enthaltenen Vorschläge und Verpflichtungen. Bei Goiener war man besonders an einer angemessenen Diagnose interessiert, die über die bereits vorhandenen Zahlen hinausgehen sollte. Eine externe Organisation führte diese Analyse im Jahr 2019 durch, und das Ergebnis war recht positiv. In vielen Bereichen lief es gut. Es wurden aber auch Aspekte und Prozesse ermittelt, bei denen im Bereich der Geschlechter-Parität weiterer Handlungsbedarf bestand.

Wichtige Interventionsbereiche waren: die Entwicklung von Schutzmechanismen gegen sexuelle Belästigung, die Verwendung einer gendergerechten Sprache in der internen Kommunikation und das Geschlechtergleichgewicht unter den freiwillig Mitarbeitenden in der Genossenschaft.
Der Gleichstellungsplan konzentrierte sich auf fünf Kernbereiche. Der Plan beinhaltet politisches Engagement für die Gleichstellung von Frauen und Männern, Organisationskultur, Pflege- und Konfliktmanagement, Beteiligung und Entscheidungsfindung sowie Personalmanagement. Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnten bislang nur einige Interventionen umgesetzt werden. So wurde die Satzung der Genossenschaft in einer inklusiven Sprache formuliert und ein verpflichtendes Gleichgewicht der Geschlechter im Verwaltungsrat eingeführt. In der baskischen und spanischen Kommunikation wurden Genossenschaftsmitglieder und Mitarbeitende nur noch in der jeweiligen weiblichen Form angesprochen.

Erika Martínez: „Seltsamerweise gab es in diesem Bereich ist die größten Widerstände. Nicht jeder mochte das, aber ich glaube, alle haben das akzeptiert, nachdem wir die Maßnahme erklärt hatten“.
Anderen Energiegenossenschaften rät die Goiener-Präsidentin zu einem schrittweisen Vorgehen. „Der erste Schritt besteht darin, zu erklären, dass ein Gleichstellungsplan nicht gegen irgend jemanden gerichtet ist. Es handelt sich um eine kollektive Diagnose, die das Ziel hat, allen Beteiligten die gleichen Chancen zu geben. Ich würde damit beginnen, Workshops und Sitzungen zu organisieren. Somit würde das Thema diskutiert und man bekäme ein Gefühl für die Stimmung im Betrieb. Es hat keinen Sinn, einen Gender-Plan zu haben, wenn er nicht befolgt und angenommen wird. Ein Gleichstellungsplan muss eine kollektive Entscheidung sein, und wenn es in der Organisation Ablehnung gibt, sollte man offen darüber diskutieren“.

Prima Klima: der Klimaplan 2040

Die Debatte über denKlimaplan Südtirol 2040 wurde am 20. April mit einem „Stakeholder“-Treffen fortgesetzt. Neben mehreren Mitgliedern der Südtiroler Landesregierung wurden auch Umweltorganisationen, Wirtschaftsverbände, Jugendorganisationen und Gewerkschaften wurden.

Der Südtiroler Energieverband musste, trotz einer schriftlichen Anfrage, draußen bleiben. Dabei vertritt der SEV 307 Energiebetriebe mit 116 Wasserkraftwerken und 46 Fernheizwerken und plant mit der Marktgemeinde Lana die größte Energiegemeinschaft des Landes. Den Teilnehmenden wurde ein Arbeitsdokument zum „spezifischen Teil“ des Klimaplans vorgelegt – mit dem Entwurf eines Monitoringsystems, Details zur Bildung eines Klimabürger:innenrats und eines „Stakeholder“-Forums sowie konkreten Maßnahmen in den verschiedenen „Aktionsfeldern“.

Im Bereich Strom schlägt dieses 34-seitige Arbeitspapier die Modernisierung des Mittel- und Hochspannungsnetze, die Förderung der kollektiven Eigenversorgung und die Ausschreibung verfallener Konzessionen von großen Wasserableitungen (Lappach, Marling, Bruneck, Naturns, Prembach, Pfitsch, Graun) „innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Fristen“ vor.

Interessant sind einige Maßnahmen im Aktionsfeld „Heizen“. So sollen in Zukunft keine mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizkessel zur Wärmeerzeugung in Wohngebäuden eingebaut werden, die sich in der Versorgungszone eines Fernheizwerkes befinden.

Wie geht es weiter? Die Beschlussfassung des „spezifischen Teils” des Landesklimaplans durch die Landesregierung ist für Juni 2023 geplant. Gemeinsam mit dem im August 2022 genehmigten ersten „allgemeinen“ Teil wird dieser das Strategiepapier „Klimaplan Südtirol 2040“ bilden.

Bioenergie & Energiegemeinschaften: Die BECOOP-Umfrage

Welche Hürden erschweren das Engagement in einer Energiegenossenschaft oder einer Energiegemeinschaft? Das Projekt BECoop sucht in einer kurzen Online-Umfrage (Sprache: Deutsch) nach Antworten. Wenn ihr möchtet, könnt ihr unter diesem Link gerne mitmachen. Was ist der Zusammenhang zwischen Bioenergie und Energiegemeinschaften?

BEcoop wird von der EU gefördert und will innovative Unterstützungsinstrumente für die Erschließung von Bioenergie entwickeln. Dabei setzt sie vor allem auf die Gründung von Genossenschaften und Energiegemeinschaften, die Biomasse für ihre Wärmeversorgung einsetzen. BECoop-Partner sind: White Research- Belgien, Goiener und CIRCE – Spanien, ESEK, CERTH und Q-PLAN International – Griechenland, Copenhagen Business School – Dänemark, OB und WUELS – Polen, IEECP – Holland, Südtiroler Energieverband – Italien).