Wie ihr schon wisst, hat Ötzi Strom eine Konvention mit dem österreichischen Hersteller von Plug-in-PV-Modulen EET abgeschlossen. Ötzi Mitglieder können dessen Produkt „Lightmate“ über die eigene Genossenschaft erwerben. Ötzi nimmt die Bestellung auf und die Lieferung erfolgt direkt zum Kunden. Das „Lightmate“-Modul mit einer Leistung von 320 kW wird über einen handelsüblichen Stecker mit dem Stromnetz der Wohnung verbunden. Das Interesse ist groß und die ersten PV-Module werden demnächst zugestellt. Dazu eine Klarstellung: Der von den Plug-in-PV-Modulen erzeugte Überschussstrom gilt nicht als Eigenverbrauch. Die in Südtirol installierten elektronischen Stromzähler sind bidirektional und messen somit sowohl die Lieferungen des Stromverteilers wie die Einspeisung autonom erzeugter elektrischer Energie. Wichtig: Der Netzbetreiber muss mit einer einfachen Konformitätserklärung, die auf der EET-Homepage zum Download bereitsteht, über die Installation des PV-Moduls informiert werden.
Die gute Nachricht: Die Energiewende in den Gemeinden
Das Ministerium für den ökologischen Wandel hat 320 Millionen Euro für die Finanzierung der Energiewende in gemeindeeigenen Gebäuden zur Verfügung stellt. Damit fördert der Staat Energieeffizienzprojekte und die Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen. Diese Maßnahme unterstützt den Ankauf von PV-Anlagen zur Stromerzeugung, solarthermischen Anlagen, Wärmepumpen, energiesparenden Beleuchtungssystemen und Wärmeerzeugern. 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel sind für die Regionen des Mezzogiorno (Abruzzen, Basilicata, Kalabrien, Kampanien, Molise, Apulien, Sardinien, Sizilien) reserviert.
Genossenschaftliche Erfolgsgeschichten: Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS)
Bildquelle: https://www.ews-schoenau.de/mobilitaet/autostrom/
Am 26. April 1986 um 01.23 Uhr – also vor genau 35 Jahren – explodiert der Reaktorblock 4 im Kernkraftwerk Tschernobyl. Die in die Erdatmosphäre gelangten radioaktiven Stoffe kontaminieren als Folge der Windverfrachtung viele europäischen Länder. Vor allem davon betroffen ist der Alpenraum. 1987 gibt es in Italien drei Volksabstimmungen. Als Reaktion auf diesen Störfall sprechen sich 80 Prozent der Wählerinnen und Wähler gegen die Kernenergie aus. Eine Katastrophe wird zum Weckruf: In Belgien und Deutschland entstehen erfolgreiche Bürgerenergieprojekte. Viele Menschen kündigen – nicht nur in Italien – dadurch ihren Konsens zugunsten der Kernenergie.
Die Entstehung der EWS
Zu diesen Gegenentwürfen gehört auch die genossenschaftlich geführten Elektrizitätswerke Schönau. Die EWS entstanden im Frühsommer 1986 aus einer Bürgerinitiative in Schönau im Schwarzwald (Deutschland). Nur wenige Wochen nach der Reaktorkatastrophe beschließen diese „Stromrebellen“, das lokale Verteilernetz zu übernehmen, um selbst zu entscheiden, woher ihr Strom kommt. Ein positives Votum des Stadtrates und eine Volksabstimmung gründe 1994 die Elektrizitätswerke Schönau und organisieren die lokale Stromversorgung mit erneuerbarer Energie.
Die Störfall-Kampagne
Zuvor muss dem früheren Verteiler KWR allerdings das Stromnetz abgekauft werden. KWR verlangt 8,7 Millionen DM, eine Spendenaktion finanziert vier Millionen DM. Die EWS kontaktieren die größten deutschen PR-Agenturen und fordern diese auf, kostenlos eine Kampagne zu entwickeln. Und tatsächlich sagen mehrere Agenturen zu. Den Zuschlag erhält die legendäre „Störfall-Kampagne“, die in Westdeutschland in allen Medien gestartet wird. Die „Stromrebellen“ erleben Unglaubliches: Umweltschutzverbände rufen zu Spenden auf, Zeitungen sponsern Anzeigen, bei Privatfeiern verzichtet man zugunsten von Spenden auf Geschenke. So dauert es nur wenige Monate, um das Geld zu sammeln.
1998 liberalisiert Deutschland seinen Strommarkt. Nun kann jeder Stromkunde selbst entscheiden, woher er seinen Strom bezieht. Die EWS bieten ihren Ökostrom sofort bundesweit an. Heute beliefern die von einer Genossenschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern kontrollierten Elektrizitätswerke Schönau 200.000 Haushalte und Businesskunden mit „grünem“ Strom aus erneuerbaren Energien. Diese kommt überwiegend von Wasserkraftwerken und Windparks in Skandinavien, Deutschland und Österreich. Die EWS sehen es als eine ihrer Hauptaufgaben an, „die Teilhabe von Menschen an Energieverteilung und Produktion voranzubringen, nicht nur in Schönau – sondern überall!“.
Erneuerbare Energie: Die Schweiz als Vorbild?
Die Schweiz setzt auf erneuerbare Energie: Solarenergie und Wasserkraft. Das Schweizer Parlament hat beschlossen, dass sämtliche Gebäude der Bundesverwaltung mit einer Solaranlage ausgestattet sein müssen. Diese Solarpflicht gilt – in Kantonen, in denen es noch keine verpflichtende Eigenstromerzeugung gibt – auch für alle Neubauten mit einer Grundfläche von mehr als 300 Quadratmetern. Das von beiden Kammern des Parlaments verabschiedete reformierte Energiegesetz definiert zudem neue Ausbauziele für die Jahre 2035 und 2050.
Diese betragen – exklusive Wasserkraft – 35 Terawattstunden bis 2035 und 45 Terawattstunden bis 2050. Der Bau von Pumpspeicherkraftwerken und PV-Großanlagen, die auch außerhalb von Bauzonen und dem landwirtschaftlichen Grün errichtet werden dürfen, sind jetzt von nationalem Interesse – und können damit auch gegen kantonale, regionale und lokale Widerstände realisiert werden. Umweltschutzverbände in der Schweiz kritisierten diese Erleichterungen für Großprojekte in den Alpen. Die Umweltorganisation „pro natura“ spricht von „der Unterstellung sämtlicher Umwelt- und Naturschutzgesetze unter die Ziele des Energieausbaus“. Und: „Mit Solaranlagen auf bestehenden Bauten könnten wir so viel Strom produzieren, wie wir heute verbrauchen. Mit Maßnahmen gegen Stromverschwendung könnten wir unseren Stromverbrauch ohne Komforteinbusen um ein Drittel senken.“
Strompreise: Die Entwicklung in Italien
Sinken die Strompreise? Im Januar 2021 betrug der an der italienischen Strombörse IPEX (Italian Power Exchange) in Mailand festgelegte gesamtstaatliche Richtpreis für eine Megawattstunde Strom (PUN) 60,7 Euro. Auf dem GME-Handelsplatz schließen zugelassene Marktteilnehmer Strom-Lieferverträge für den kommenden Tag (Day-Ahead) ab. Ein Jahr später kostete eine Megawattstunde in Mailand 224,5 Euro und erreichte im August sogar einen Spitzenwert von 543,2 Euro. Der durchschnittliche PUN im Monat September lag bei 429, 92 Euro. Am 18. Oktober wurde eine Megawattstunde Strom in Mailand im Tagesdurchschnitt für 215,26 Euro (PUN) verkauft – das ist weniger als die Hälfte des im August veranschlagten Preises. Eine Trendwende? Verlässliche Prognosen gibt es derzeit leider nicht. Allerdings dürften zumindest die Strompreise für Oktober niedriger ausfallen als in den Monaten August und September.