Ötzi Wiki: Wie entsteht der PUN?

Der PUN (Prezzo Unico Nazionale) ist der italienische Großhandels-Referenzpreis für Strom, der im Handel an der italienischen Strombörse (IPEX – Italian Power Exchange) entsteht. Diese nationale Strombörse wurde 2007 nach dem Inkrafttreten des Gesetzesdekrets zur Liberalisierung des Strommarktes gegründet und regelt den Handel zwischen Stromerzeugern und Stromversorgern. Der PUN ist damit der gesamtstaatlich ermittelte Durchschnittspreis der zonalen Verkaufspreise für Strom, der stündlich und täglich ermittelt wird. Dabei werden die zu verschiedenen Tageszeiten gebildeten Handelsmengen und Preise berücksichtigt.

Die Börse wird vom Gestore Mercati Energetici (GME) geführt, auf dessen Homepage das Marktgeschehen und die aktuelle Entwicklung des PUN-Index verfolgt werden können. Die Schwankungen des PUN sind ein wichtiger Faktor bei der Berechnung der Endenergiekosten. Wenn der PUN-Wert steigt, steigen die Kosten tendenziell, während sie sinken, wenn der PUN-Wert fällt. Die Energieversorger bieten in der Regel Endverbrauchertarife für Energielieferungen mit fixen oder variablen Preisen an. Die Entscheidung für einen variablen Energiepreis bedeutet, dass dieser Preis an die Entwicklung des PUN gebunden ist. Fixpreisangebote bleiben dagegen für einen vertraglich festgelegten Zeitraum unverändert.

Im Gespräch mit Uta Eser

Dr. Uta Eser ist Biologin und Umweltethikerin und erforscht unter anderem den Zusammenhang zwischen Politik, Ethik und Ökologie.

Ötzi Strom hatte die Ehre Ihr einige Fragen zu stellen:

Viele Menschen erklären, dass ihnen der Schutz der Natur wichtig sei. Gleichzeitig tragen sie – etwa mit ihrem Konsum – zu deren Zerstörung bei. Auch Naturschützer haben Handys, fahren Auto, benutzen Computer und kaufen Bitcoins. Wie lässt sich dieser Widerspruch lösen?
Diesen Widerspruch auf der individuellen Ebene zu lösen, ist kaum möglich. „Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach“ – das gilt ja nicht nur beim Klima, sondern beispielsweise auch für die individuelle Gesundheitsvorsorge. Solange klimaverträgliche Handlungsmuster billiger und bequemer sind als klimaschädliche, wird es kaum gelingen, hinreichend viele Menschen zum Umsteigen zu bewegen.

Ist ein „naturnahes“ Leben ohne den Verbrauch wertvoller Ressourcen in unserer modernen und technisierten Welt überhaupt möglich?
Grundsätzlicher gefragt: Kann der Mensch – als vernunftbegabtes und „wissendes“ Wesen – aufgrund seiner Sonderstellung in der Evolution überhaupt „natürlich“, naturnah oder im Einklang mit der Natur leben?
Ich halte wenig davon, hier allgemein von „der Mensch“ zu sprechen. Naturzerstörung ist keine biologische Eigenschaft der menschlichen Gattung, sondern die Folge einer Lebens- und Wirtschaftsweise, die den Eigennutz zum allein gültigen Kriterium erhebt. Es gab und gibt viele Menschen auf der Erde, die Rücksichtnahme auf die Natur üben.

Geht es beim Naturschutz nicht immer auch um den Menschen selbst? Anders gefragt: Setzen wir uns nicht vor allem deshalb zum Schutz der Natur ein, weil es uns nutzt?
Selbstverständlich geht es auch um den Menschen – wir sind ja schließlich Teil der Natur. Und was soll an der Sorge um uns selbst falsch sein? Allerdings halte ich es für zu kurz gegriffen, nur über den Nutzen der Natur zu sprechen. Viele Menschen schützen Natur auch, weil sie sie achten, verehren oder lieben – das ist etwas ganz anderes als ein Nutzungsinteresse.

Würde jemand gegen die Abholzung der Regenwälder oder die Verschmutzung der Meere protestieren, wenn das keine Folgen oder sogar positive Folgen hätte?
Das weiß ich nicht – und ich finde es auch müßig darüber zu spekulieren. Wir wissen ja, dass es negative Folgen gibt, für Menschen, Tiere und Ökosysteme. Das genügt doch.

Ist die Nutzung erneuerbarer Energieträger wie Wasser, Sonne oder Wind ein Mittel zum Zweck – oder kann das ein Schritt zu einer Koexistenz mit Natur werden, die auf Zerstörung und Ausbeutung – auch des Menschen selbst – verzichtet?
Machen wir uns nichts vor – auch die Nutzung erneuerbarer Energieträger hat ihren Preis für die Natur. Die Umstellung auf Erneuerbare ist zwar nötig, aber nicht hinreichend. Eine ernsthafte Wende wird es erst geben können durch eine Politik der Suffizienz. Wir müssen nicht nur andere Energieträger verwenden, sondern unseren Energiebedarf insgesamt reduzieren.

Energieträger Wasserstoff – eine Option für die Zukunft?

Kann Grüner Wasserstoff fossiles Gas ersetzen? Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll Grüner Wasserstoff aus eigener Produktion schon in einem mittelfristigen Szenario durch das europäische Pipeline-Netz fließen – und nicht mehr fossiles Importgas aus Russland oder Nordafrika. In seinem Roman „Die geheimnisvolle Insel“ hatte der Visionär Jules Verne Wasser 1874 als „Kohle der Zukunft“ bezeichnet. Sicher ist: Wasserstoff ist äußerst vielseitig: Er kann in Brennstoffzellen, als Basis für synthetische Kraftstoffe, als Brennstoff für Wärme und zur Langzeitspeicherung von erneuerbarem Strom genutzt werden. Er dient zudem als Rohstoff für wichtige chemische Produkte. Aber: Auf unserem Planeten ist Wasserstoff meistens mit Sauerstoff verbunden. Wenn man Wasserstoff nutzen will, muss man ihn also vom Sauerstoff abspalten. Und dazu braucht man Energie. Sehr viel Energie.

Wasserstoff ist nicht gleich Wasserstoff:

  • Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt. Bei Grünem Wasserstoff kommt der Strom für die Elektrolyse ausschließlich aus erneuerbaren Energien. Dadurch ist diese Energie – und damit auch die Produktion von Wasserstoffgas – CO2-frei. Wenn fossiles Erdgas durch Grünen Wasserstoff ersetzt werden soll, ist die in Europa erzeugte erneuerbare Energie nicht ausreichend. Grüner Wasserstoff muss also importiert werden – vor allem aus Ländern mit niedrigen Gestehungskosten für Solar- oder Windstrom wie etwa in Afrika. Der Wettlauf um die Ressourcen des afrikanischen Kontinents hat bereits begonnen. Ein Beispiel: Unweit der sonnen- und windreichen namibischen Hafenstadt Lüderitz soll das deutsch-südafrikanische Joint Venture-Unternehmen Hyphen Hydrogen Energy im Tsau-Khaeb-Nationalpark eine riesige Wasserstoff-Fabrik bauen (Investitionsvolumen 9,4 Mrd. US-Dollar für die Produktion von jährlich 300.000 Tonnen grünem Wasserstoff, Aufbau von drei GW Elektrolyseleistung sowie fünf GW Windkraft- und PV-Leistung bis Ende des Jahrzehnts).
  • Bei Grauem Wasserstoff ist der Ausgangsstoff ein fossiler Brennstoff. In den meisten Fällen wird die „Dampfreformierung“ angewendet. Dabei wird Erdgas unter dem Einsatz von Hitze in Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff umgewandelt und das CO2 ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben. Pro Tonne des mit diesem Verfahren produzierten Wasserstoffs entstehen daher zirka zehn Tonnen CO2. Übrigens: Bei der Produktion von Grünem und Grauem Wasserstoff ist der Energieverlust sehr hoch: 20 bis 35 Prozent der eingesetzten Energie gehen verloren.
  • Blauer Wasserstoff ist ebenfalls Grauer Wasserstoff. Allerdings wird das durch die Dampfreformierung entstandene CO2 in diesem Fall nicht abgegeben, sondern gespeichert (Carbon Capture and Storage). Das bei der Produktion entstandene CO2 gelangt nicht in die Atmosphäre. Durch die CO2- und Methanemissionen bei Förderung und Transport des Erdgases ist Blauer Wasserstoff allerdings mit einem erheblichen CO2-Fußabdruck belastet.
  • Türkiser Wasserstoff wird über die thermische Spaltung von Methan gewonnen. Dieses Verfahren wird auch als Methanpyrolyse bezeichnet. Anstelle von CO2 entsteht hierbei ein fester Kohlenstoff. Um diese Art der Produktion CO2-neutral zu gestalten, ist sowohl die Wärmeversorgung des Hochtemperaturreaktors aus erneuerbaren Energien, als auch die dauerhafte Bindung des entstehenden Kohlenstoffs notwendig. Wie bei allen erdgasbasierten Verfahren treten hier in der Erdgas-Lieferkette erhebliche CO2- und Methanemissionen auf.

Dazu eine Stellungnahme von Greenpeace-Deutschland: „Deutschland wird für eine vollständige Energiewende neben grünem Strom (rund 950 TWh im Jahr) auch erhebliche Mengen an erneuerbaren Gasen benötigen: rund 1.100 TWh im Jahr. Wegen seiner schlechten Klimabilanz scheidet Grauer Wasserstoff hier aus. Auch Blauer Wasserstoff ist mit dem 1,5-Grad-Ziel von Paris nicht kompatibel. Nur per Elektrolyse aus erneuerbarem Strom gewonnener Grüner Wasserstoff ist klimaneutral und somit eine sinnvolle, wenn auch preislich aktuell noch nicht konkurrenzfähige Option“.

Energiepreise: Wie geht es weiter und welchen Einfluss ihr auf eure Stromrechnung habt

Bilden Angebot und Nachfrage bei den Großhandelspreisen für Strom und Gas ein neues – und dauerhafteres – Gleichgewicht? Im Januar betrug der gesamtstaatliche Einheitspreis für elektrische Energie in Italien (PUN) 224,50 Euro pro Megawattstunde. Im Dezember 2021 hatte der PUN einen Höchststand von 281,24 Euro/MWh erreicht. Am 17. Februar – also vor der Zuspitzung der Ukraine-Krise – war der PUN auf 182,68 Euro/MWh gesunken und der bei Termingeschäften im dritten Quartal veranschlagte PUN lag um 190 Euro/MWh. Laut einem Basisszenario der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo gehen die Gas- und Energiepreise in den kommenden Monaten zwar zurück, bleiben aber dauerhaft über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

Die italienische Regierung hat inzwischen weitere Maßnahmen zur Senkung der Strompreise beschlossen. Demnach wird die Streichung der so genannten Systemkosten auf alle Kunden (Haushalte sowie Betriebe) im ersten Trimester 2022 gestrichen, sowie für Haushaltskunden mit einer Anschlussleistung unter 16,5 kW auf das zweite Quartal 2022 verlängert.

Außerdem richtet Rom einen neuen Fonds ein, der die Selbstversorgung von kleinen und mittleren Unternehmen mit „grünem“ Strom aus Anlagen mit einer Leistung bis zu 200 kW fördern soll. Übrigens: Während die Regierung die Gewinne aus der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien künstlich begrenzt und die inländische Gasproduktion ankurbeln will, profitieren andere von der Krise: 2021 stiegen die Gewinne des Eni-Konzerns – vor allem aufgrund der hohen Öl- und Gaspreise – auf ein Zehnjahreshoch.

Ihr könnt auch selbst etwas tun:

  • Wenn ihr eine Dachfläche zur Verfügung haben, empfehlen wir die Installation einer Photovoltaikanlage, entweder für Ihr Haus oder für Ihr Unternehmen. Rufen Sie uns für weitere Informationen an!
  • Wenn Sie Ihre Nachbarn kennen, können Sie sich zu einer Energiegemeinschaft zusammenschließen und gemeinsam erneuerbare Energiesysteme installieren. Ruft uns für weitere Informationen an!
  • Außerdem könnt ihr eure Stromrechnung etwas beeinflussen indem ihr euren Verbrauch auf die Zeitzonen F2 und F3 verlagert, da der Strompreis in diesen beiden „Zeitfenstern“ günstiger ist.

Zeitzone F1: montags bis freitags, 8.00 bis 19.00 Uhr (gesamtstaatliche Feiertage sind ausgeschlossen). Das ist der Zeitraum, in dem von Haushaltskunden und Unternehmen am meisten Strom verbraucht wird – und der Preis meistens am höchsten ist. 

Zeitzone F2: montags bis freitags, 7.00 bis 8.00 Uhr und 19.00 bis 23.00 Uhr ; samstags von 7.00 bis 23.00 Uhr (gesamtstaatliche Feiertage sind ausgeschlossen)

Zeitzone F3: montags bis  samstags, 00.00 bis 7.00 Uhr und 23.00bis 24.00 Uhr; sonntags und an Feiertagen 00.00 bis 24.00 Uhr.

Pressemitteilung SEV: „Unsinn“ und „Panikmache“

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat gestern im Rahmen einer Pressekonferenz einer Abkoppelung Südtirols vom gesamtstaatlichen Stromnetz eine Absage erteilt. Ein Verlassen des Stromverbunds würde dazu führen, „dass in einigen Monaten das Licht ausgeht“. In einer Pressemitteilung bezeichnet der Generaldirektor des Südtiroler Energieverbands SEV Rudi Rienzner diese Aussagen als „Unsinn“ und „Panikmache“. Offenbar sei energiepolitisches Fachwissen in der aktuellen Landesregierung „kaum oder gar nicht vorhanden“. Der SEV weist darauf hin, dass schon sein Zukunftsentwurf „Der zweite Weg“ vom Frühjahr 2013, auf den sich viele Akteure in ihren öffentlichen Statements beziehen, zwar eine regulatorische Autonomie – aber keineswegs einen Ausstieg aus dem italienischen Verbundnetz vorsieht.

Die Position des SEV: Eine spürbare Absenkung der Strompreise ist in Südtirol – aufgrund der staatlich vorgegebenen Rahmenbedingungen und dazu gehört auch die Tarifordnung – nur in einem genossenschaftlichen System möglich. Entsprechende Konzepte wurden seit 2013 kontinuierlich weiterentwickelt, der Landespolitik vorgelegt – und von dieser ignoriert.

2015 präsentierte der SEV ein Strategiepapier („Südtiroler Haushalte und Betriebe wollen billigen Strom“) mit dem Modell einer Südtiroler Strombörse, um elektrische Energie aus Südtiroler Wasserkraft zu Vorzugspreisen an einheimische Verbraucher weiterzugeben zu können. 2017 folgte ein Positionspapier für die Aufsichtsbehörde AEEGSI (heute ARERA) über die Bildung einer autonomen Regulierungsbehörde in Südtirol. Rudi Rienzner: „Eigentlich sollte es doch die Aufgabe eines Landeshauptmanns sein, sämtliche Spielräume, die uns das Autonomiestatut gibt, auszuloten – und nicht von vornherein die Lichter ausgehen lassen“.